Marketing oder der Aufbau von Zahlungsbereitschaft
Marketing soll Zahlungsbereitschaft aufbauen und verkaufen.
Heute bekam ich diese E-Mail vom Handelsblatt und vor drei Wochen den folgenden Brief der FAS (getarnt als Pseudo-Umfrage):
Okay, wie bauen die jetzt meine Zahlungsbereitschaft auf und was verkaufen die mir:
1. Welche Bedürfnisse von mir werden angesprochen?
– finanzieller Nutzen, zeitlicher Nutzen, funktionaler Nutzen
2. Wie machen die das?
– 33% Preisvorteil, plus Geschenk, plus Gewinnspiel-Chance
– Download als E-Paper ab 20.00 Uhr über alle Geräte
3. Warum sollte mich das berühren?
– ?
– ?
4. Was bieten Handelsblatt und FAS eigentlich mit Ihren Produkten?
– “ (…) Sie umfangreich über alles Wissenswerte auf dem Laufenden zu halten.“ (Handelsblatt)
– “ (…) unvergleichliche Vielfalt aus fundierter Information und guter Unterhaltung: gründlich recherchierte Artikel, hintergründige Reportagen, mutige Meinungen sowie spannende Porträts und Interviews. (…) höchste Qualität, herausragende Bildsprache, preisgekröntes Design“ (FAS)
5. Ja, aber was genau bieten die, ausser Geschwurbel und Werbesprech?
– ?
– ?
6. Worin unterscheiden sich die beiden Angebote inhaltlich?
– ?
– ?
7. Worin liegt ihre Anziehungskraft?
– ?
– ?
8. Wo bieten die beiden Angebote Orientierung für mich?
– ?
– ?
9. Wie kann ich mit denen in Kontakt treten?
– Antwort-Brief mit vertraglich bindender Unterschrift (FAS)
– Jetzt hier bestellen! (Handelsblatt)
Kinders, Kinders! Wir leben doch nicht mehr im Zeitalter der Industrialisierung, wo mir mit Massenkommunikation überschüssige Ware angepreist werden muss. Auf meinem Wochenmarkt, Samstags um 16:00, ist es ja ok, wenn ich den Salat dann nachgeschmissen bekomme, aber hier? Den Salat kann ich mir übrigens vorher anschauen, die Inhalte nicht. Warum soll ich Euch Vertrauen und Glauben? Wer genau schreibt da zu welchen Themen eigentlich? Sind die qualifiziert? Zu welchen Themen schreibt ihr genau? Wo kommen Eure Informationen her? Und vor allem: Welche Grundwerte und Einstellungen vertretet ihr überhaupt? Wie kann ich mit Euch diskutieren und wie wird meine Sicht der Dinge berücksichtigt?
Ihr wollt mir fertige Produkte verkaufen. Ihr glaubt, ich habe rein instrumentelle Bedürfnisse. Der Wert, den ihr mir bietet, liegt in Rabatten und technisch-funktionalen Eigenschaften.
Was ich will? Ich will Antworten auf meine Fragen:
Wie macht ihr die Welt besser? Wie berührt ihr meine Gefühle und meinen Geist? Ich bin doch kein „Kaufschwein“, ich bin ein Mensch mit Kopf, Herz und Spirit. Welche Werte vertretet ihr? Wer seid ihr eigentlich? Wer sind eure anderen Leser? Preise und Downloads und Uhrzeiten interessieren mich eigentlich nicht. Ich will, dass ihr mir Orientierung bietet und keine funktionalen Eigenschaften. Ich will, dass ihr mir erklärt „warum“, dass ihr mir sagt „wie“ und ganz am Schluss könnt ihr mir auch noch sagen „was“ ihr bietet.
Liebe Verlags- und Redaktionsmenschen, wenn euer Marketing nicht besser wird, dann wird das nichts mit Paid Content.
05. Februar 2013 von Thomas
Kategorien: Medienmarketing |
Schlagwörter: Bedürfnisse, Medienzukunft, Paid Content, Verlagsmarketing |
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